Nachdem die vergangene Sitzung einen breit angelegten Einstieg in R
als Programm der statistischen Datenanalyse gegeben hat, wollen wir von dieser Sitzung an auf die Arbeit mit Datensätzen einschwenken. Dazu werden wir in der nächsten Sitzung die Datensätze, mit denen wir die Analysen durchführen werden, kennenlernen und in R
nutzbar machen. Zuvor wollen wir uns in dieser Sitzung einen Überblick über die zweidimensionalen Objektklassen verschaffen, in denen Datensätze üblicherweise in R
vorliegen. Außerdem lernen wir mit Faktoren eine weiteren eindimensionale Objektklasse kennen.
matrix
Matrizen sind Vektoren mit einer Besonderheit: Sie haben zwei Dimensionen (Vektoren besitzen nur eine). Daten in Form von Matrizen sind also in Zeilen und Spalten geordnet, genau wie bei einer klassischen Tabelle. Das hat zur Folge, dass innerhalb einer Matrix jede Zeile, genauso wie jede Spalte, gleich lang sein muss. Wäre eine Spalte oder Zeile länger oder kürzer, käme es zu leeren Zellen innerhalb der Matrix und damit könnte R
nicht umgehen.
Ansonsten verhalten sich Matrizen so wie Vektoren. Das bezieht sich insbesondere darauf, dass sie nur eine Klasse von Objekten gleichzeitig beinhalten können. Die Elemente einer Matrix können also z.B. entweder nur character-Vektoren oder nur numerisch sein.
Wir bilden eine Matrix in R
so:
m <- matrix(data = 1:6, nrow = 2, ncol = 3)
m
## [,1] [,2] [,3]
## [1,] 1 3 5
## [2,] 2 4 6
Die Funktion matrix()
beinhaltet die Argumente data
, mit dem die Daten innerhalb der Matrix spezifiziert werden, nrow
(für “number of rows”), mit dem die Anzahl der Zeilen, und ncol
(“number of columns”), mit dem die Anzahl der Spalten bestimmt werden. Bei sechs Elementen und zwei Zeilen folgt logisch, dass die Matrix drei Spalten haben muss. Deshalb kann man sich das letzte Argument auch sparen:
m <- matrix(data = 1:6, nrow = 2)
m
## [,1] [,2] [,3]
## [1,] 1 3 5
## [2,] 2 4 6
Die Matrix wurde Spalte für Spalte mit den angegebenen Werten versehen: 1 und 2 stehen in der ersten Spalte, 3 und 4 in der zweiten Spalte und 5 und 6 in der dritten Spalte. Die Art und Weise, wie R
beim “Füllen” der Matrix vorgeht, lässt sich über das Argument byrow
bestimmen, dessen default (Standardeinstellung) FALSE
ist. Wir setzen byrow
auf TRUE
.
m <- matrix(1:6, nrow = 2, byrow = TRUE)
m
## [,1] [,2] [,3]
## [1,] 1 2 3
## [2,] 4 5 6
Nun füllt R
die Matrix zeilenweise mit Werten, sodass 1, 2 und 3 in der ersten und 4, 5 und 6 in der zweiten Zeile stehen.
cbind()
und rbind()
Anders als zuvor, können Matrizen auch erzeugt werden, indem Vektoren “zusammengebunden” werden. Dazu verwenden wir cbind()
(“column bind”, Spalten verbinden) und rbind()
(“row bind”, Zeilen verbinden).
abc <- c("a", "b", "c") # Bilden eines character vector "abc", der die Buchstaben "a", "b" und "c" enthält
def <- c("d", "e", "f") # Bilden eines zweiten character vector "def", der die Buchstaben "d", "e" und "f" enthält
bind <- cbind(abc, def) # "Zusammenbinden" der Vektoren a und b als Spalten
bind
## abc def
## [1,] "a" "d"
## [2,] "b" "e"
## [3,] "c" "f"
Das funktioniert natürlich genauso (und findet in der Praxis häufiger Anwendung) für numerische Vektoren:
x <- 6:9 # Bilden eines numerischen Vektors
y <- 20:23 # Bilden eines zweiten numerischen Vektors
cbind(x, y) # Zusammenbinden als Spalten
## x y
## [1,] 6 20
## [2,] 7 21
## [3,] 8 22
## [4,] 9 23
rbind(x, y) # Zusammenbinden als Zeilen
## [,1] [,2] [,3] [,4]
## x 6 7 8 9
## y 20 21 22 23
Wie wir im Output sehen, bleiben die Namen der Vektoren x
und y
als Zeilen- bzw. Spaltennamen in der Matrix erhalten. Mithilfe von rownames()
und colnames()
können wir die Zeilen- und Spaltennamen verändern.
z <- cbind(x, y) # Erstellen der Matrix z aus den Vektoren x und y (als Spalten)
colnames(z) <- c("einstellig", "zweistellig") # Zuweisen der Spaltennamen
z # Ausgeben von z um zu prüfen, ob es geklappt hat
## einstellig zweistellig
## [1,] 6 20
## [2,] 7 21
## [3,] 8 22
## [4,] 9 23
rownames(z) <- c("erste", "zweite", "dritte", "vierte") # Zuweisen der Zeilennamen
z # nochmal ausgeben
## einstellig zweistellig
## erste 6 20
## zweite 7 21
## dritte 8 22
## vierte 9 23
rbind()
und cbind()
können in gleicher Weise verwendet werden, um Dataframes zu verbinden oder zu erweitern. Worum es sich dabei handelt, erfahren wir jetzt.
data frame
Dataframes sind die übliche Form, in der tabellarische Daten in R
gespeichert werden und damit ein wichtiger Typ von Objekten. Wenn wir in der nächsten Sitzung die Datensätze, die wir in diesem Kurs untersuchen wollen, einlesen, werden sie in Form von Dataframes vorliegen. Während wir diese Dataframes mit Funktionen zum Einladen von extern verfügbaren Datensätzen erstellen werden (insbesondere read.csv
, dazu mehr in der nächsten Sitzung), können wir Dataframes auch direkt mithilfe der Funktion data.frame()
bilden.
Genau wie bei Matrizen müssen auch bei Dataframes alle Zeilen und Spalten die gleiche Länge aufweisen. Im Gegensatz zu Matrizen ist es bei Dataframes allerdings möglich, Elemente unterschiedlicher Klassen miteinander zu kombinieren. Dies ist insbesondere für komplexere Analysen von Vorteil. Dataframes werden gebildet, indem wir in den Klammern der Funktion data.frame()
die in ihnen zusammengefassten Spalten (Variablen) nacheinander mit ihrem Namen und Inhalt nennen. In diesem Beispiel für die Variablen a
und b
:
df <- data.frame(a = 1:4, b = c(TRUE, TRUE, FALSE, FALSE))
df
## a b
## 1 1 TRUE
## 2 2 TRUE
## 3 3 FALSE
## 4 4 FALSE
Wenn wir df
abschicken, zeigt der Output die Variablennamen a
und b
oben und eine automatische Nummerierung der Spalten links.
In einem etwas größeren Beispiel liegt uns ein Auszug aus (fiktiven) Daten eines Experiments vor. Dieser Dataframe beinhaltet Information zu einer Identifikationsnummer (“id”), und dazu, ob es sich um die Experimental- oder Kontrollgruppe handelt (“bedingung”). Zudem zur Soziodemografie (“geschlecht”, “alter”), sowie zu den Ergebnissen des Experiments zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten (“wert_t1”, “wert_t2”) für sechs teilnehmende Personen zusammen.
df <- data.frame(id = 1:6,
bedingung = c("E", "E", "C", "C", "C", "E"),
geschlecht = c("M", "M", "W", "M", "W", "W"),
alter = c(17, 19, 22, 18, 16, 21),
wert_t1 = c(8.0, 6.0, 7.5, 6.8, 8.0, 6.4),
wert_t2 = c(8.3, 6.4, 7.7, 6.3, 7.5, 6.4))
df
## id bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 3 3 C W 22 7.5 7.7
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Nun wird der Vorzug von Dataframes ersichtlich: Sie ermöglichen es, dass wir Information unterschiedlicher Skalenniveaus kombinieren. Für jede Beobachtung steht also jede Form von Information zur Verfügung, die benötigt wird.
In einer Matrix wäre das nicht möglich. Anstatt dessen werden alle enthaltenen Elemente mittels implicit coercion zu character Strings (wenn die Funktion as.matrix()
verwendet wird) oder numerischen Werten (wenn die Funktion data.matrix()
verwendet wird) umgewandelt:
dfm <- as.matrix(df) # Umwandlung des Dataframe df in eine Matrix dfm auf die "klassiche" Art und Weise mit as.matrix(): Umwandlung in Characters
dfm
## id bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## [1,] "1" "E" "M" "17" "8.0" "8.3"
## [2,] "2" "E" "M" "19" "6.0" "6.4"
## [3,] "3" "C" "W" "22" "7.5" "7.7"
## [4,] "4" "C" "M" "18" "6.8" "6.3"
## [5,] "5" "C" "W" "16" "8.0" "7.5"
## [6,] "6" "E" "W" "21" "6.4" "6.4"
dfm <- data.matrix(df) # "intelligentere" Variante: Umwandlung in numerische Werte.
dfm
## id bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## [1,] 1 2 1 17 8.0 8.3
## [2,] 2 2 1 19 6.0 6.4
## [3,] 3 1 2 22 7.5 7.7
## [4,] 4 1 1 18 6.8 6.3
## [5,] 5 1 2 16 8.0 7.5
## [6,] 6 2 2 21 6.4 6.4
Wie wir sehen, kam es bei der Umwandlung in eine Matrix zu dem typischen Informationsverlust durch implicit coercion. Sinnvoller (da nicht mit Informationsverlust verbunden) ist die Umwandlung von Matrizen in Dataframes mit der Funktion as.data.frame()
:
dfz <- as.data.frame(z) # Matrix "z" (siehe oben) wird zu einem Dataframe umgewandelt und als neues Objekt "dfz" gespeichert
dfz
## einstellig zweistellig
## erste 6 20
## zweite 7 21
## dritte 8 22
## vierte 9 23
Häufig ist es sinnvoll, sich die in einem Datensatz enthaltenen Variablen anzuschauen, zumindest dann, wenn es sich (anders als hier) um einen fremden Datensatz handelt. Die Namen der Variablen (also der Spalten eines Dataframes) können wir uns mit names()
anzeigen lassen.
names(df)
## [1] "id" "bedingung" "geschlecht" "alter" "wert_t1"
## [6] "wert_t2"
Genauso können wir die Variablennamen mittels names()
verändern. Erscheint uns beispielsweise die Bezeichnung “id” als zu wenig informativ, sodass wir einen aussagekräftigeren Variablennamen wünschen, können wir sie folgendermaßen anpassen:
names(df)[1] <- "identifikation" # Die erste Spalte des Dataframes "df" durch die "1" in den eckigen Klammern identifiziert
df
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 3 3 C W 22 7.5 7.7
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Die Zeilennamen von Dataframes können mit der Funktion row.names()
ausgegeben und verändert werden.
row.names(df)
## [1] "1" "2" "3" "4" "5" "6"
Da Zeilennamen bei Dataframes jedoch regelmäßig laufende Nummern (Zeilennummern) sind, die uns die Orientierung im Datenstatz erleichtern, sollten sie in der Regel nicht verändert werden. Der Vollständigkeit halber ein Beispiel für eine (nicht sinnvolle) Veränderung der Zeilennamen:
beispiel <- df # Dataframe "df" wird als "beispiel" gespeichert
row.names(beispiel) <- 7:12 # Veränderung der Zeilennamen zu den Ziffern sieben bis 12
beispiel # Zeilennummern nun von sieben bis 12
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 7 1 E M 17 8.0 8.3
## 8 2 E M 19 6.0 6.4
## 9 3 C W 22 7.5 7.7
## 10 4 C M 18 6.8 6.3
## 11 5 C W 16 8.0 7.5
## 12 6 E W 21 6.4 6.4
Häufig benötigt man einen Datensatz nicht in seiner Gänze, sondern möchte bestimmte Zeilen oder Spalten bzw. einzelne Zellen auswählen. Wir können einzelne Elemente innerhalb von mehrdimensionalen Objekten auf unterschiedliche Arten auswählen.
[]
Beim Output von Matrizen (solange wir die Spalten-/Zeilennamen nicht angepasst haben) konnten wir sehen, dass links von den Zeilen und oben über den Spalten die eckigen Klammern []
zu sehen sind.
m
## [,1] [,2] [,3]
## [1,] 1 2 3
## [2,] 4 5 6
Mithilfe der eckigen Klammern werden in R
Zeilen (Zahl vor dem Komma) und Spalten (Zahl nach dem Komma) identifiziert. Mithilfe der Identifizierung von Reihen und Spalten in den eckigen Klammern können Elemente innerhalb von Matrizen ausgegeben werden. Wenn wir z. B. die erste Spalte der oben erstellten Matrix m
ausgeben möchten, schreiben wir
m[, 1]
## [1] 1 4
und für die erste Zeile entsprechend
m[1, ]
## [1] 1 2 3
Wenn wir an einer bestimmten Zelle innerhalb der Matrix interessiert sind (hier an der Zelle in der zweiten Zeile der ersten Spalte), schreiben wir
m[2, 1]
## [1] 4
Diese Form der Auswahl gilt analog für Dataframes. Auch Zeilen und Spalten sowie Zellen des Dataframes df
können so ausgegeben werden:
df[, 3] # dritte Spalte
## [1] "M" "M" "W" "M" "W" "W"
df[, -1] # jede Spalte außer der ersten
## bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 E M 19 6.0 6.4
## 3 C W 22 7.5 7.7
## 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 E W 21 6.4 6.4
df[4, ] # vierte Zeile
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
df[2, 5] # Zelle in der zweiten Reihe und vierten Spalte
## [1] 6
df[, c(1, 4)] # erste und vierte Spalte (nur die Variablen "identifikation" und "alter")
## identifikation alter
## 1 1 17
## 2 2 19
## 3 3 22
## 4 4 18
## 5 5 16
## 6 6 21
df[4:6, ] # Zeilen 4 bis 6 (die letzten drei Beobachtungen)
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Wenn Zeilen-/Spaltennamen vorliegen und wir das Zählen leid sind, können wir genauso diese Namen zur Indizierung mithilfe der eckigen Klammern verwenden.
z[, "einstellig"] # Spalte mit Namen "einstellig"
## erste zweite dritte vierte
## 6 7 8 9
df[, c("bedingung", "geschlecht")] # Variablen "bedingung" und "geschlecht"
## bedingung geschlecht
## 1 E M
## 2 E M
## 3 C W
## 4 C M
## 5 C W
## 6 E W
$
Nur für Dataframes (nicht für Matrizen) empfiehlt sich die Verwendung des Dollarzeichens $
. Dabei wird ganz einfach der Variablenname mit dem Dollarzeichen an den Datensatz angehängt.
df$alter
## [1] 17 19 22 18 16 21
df$wert_t1
## [1] 8.0 6.0 7.5 6.8 8.0 6.4
Die Verwendung des Dollarzeichens ist weniger fehleranfällig, da wir den Namen der ausgewählten Variable (Spalte) explizit nennen müssen. Dabei hilft uns RStudio
, indem es die Variablennamen automatisch vorschlägt. Unser Code wird durch Nennung der Variablennamen außerdem anschaulicher und verständlicher (zumindest, solange wir aussagekräftige Variablennamen verwenden).
Neben der Identifizierung von Zeilen und Spalten können wir auch einzelne Werte innerhalb einer Spalte bzw. Variable auswählen. Häufig ist von Interesse, bei welchen Beobachtungen eine Variable einen bestimmten Wert annimmt. Wir können also beim Auswählen noch detaillierter vorgehen, als zuvor gezeigt. Und zwar können wir inhaltliche Information (die Merkmalsausprägungen) bei der Auswahl miteinbeziehen. Wenn uns besipielsweise interessiert, welche Probanden des Experiments der Experimentalgruppe angehören, gehen wir folgendermaßen vor.
df$bedingung == "E"
## [1] TRUE TRUE FALSE FALSE FALSE TRUE
Ergebnis: Die Variable “bedingung” nimmt in der ersten, zweiten und sechsten Zeile den Wert “E” an.
df
an indem wir ihn in die eckigen Klammern ****vor**** das Komma schreiben. Also dorthin, wo Information zu den Zeilen abgerufen wird. Die Anweisung an R
lautet dann: Nenne mir die Zeilen, für die die Aussage, dass “bedingung” gleich “E” ist, zutrifft.df[df$bedingung == "E", ]
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Genauso könnten uns nur die Probanden interessieren, die (1) der Experimentalgruppe angehören und, die (2) einen “wert_t1” aufweisen, der größer als 6,0 ist. Wir formulieren also zwei Bedingungen.
df[df$bedingung == "E" & df$wert_t1 > 6.0, ]
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Wenn wir wissen wollen, welche Probanden der Experimentalgruppe männlich sind, formulieren wir genauso zwei Bedingungen:
df[df$bedingung == "E" & df$geschlecht == "M", ]
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8 8.3
## 2 2 E M 19 6 6.4
In diesen Beispielen beziehen wir die Identifizierung von Zeilen, die ausgewählt werden sollen, jeweils auf den gesamten Datensatz (vor der eckigen Klammer steht “df”). Wir können die Identifizierung jedoch genauso nur auf einzelne Spalten/Variablen beziehen (also nicht nur “df”, sondern zusätzlich einen Variablennamen vor die eckigen Klammern schreiben). Wenn wir ein Element einer Variable auswählen möchten, haben wir es wieder mit einem eindimensionalen Objekt zu tun, denn einzelne Variablen/Spalten haben nur eine Dimension. Deshalb gehen wir genauso vor wie in Sitzung 1 bei der Auswahl von Elementen innerhalb von Vektoren. D.h., das Komma in der eckigen Klammer entfällt.
df$geschlecht[df$bedingung == "E"]
## [1] "M" "M" "W"
Auswählen von Zeilen, Spalten und Zellen kann informativen Zwecken dienen, jedoch wollen wir häufig einen Datensatz anhand bestimmter Auswahlkriterien zuschneiden. Genauer gesagt, wollen wir nun die Erstellung von Subsets behandeln.
Die gute Nachricht vorweg: Das Anspruchsvollste beim Erstellen von Subsets (Teilmengen) ist das Auswählen von Elementen und das haben wir schon behandelt. Nun geht es lediglich darum, die so definierten Subsets als für sich genommene Objekte zu speichern. Auch das Erstellen neuer Objekte haben wir schon kennengelernt. Dazu verwenden wir den Operator <-
.
Wenn wir also einen Teildatensatz erstellen möchten, der nur die Experimentalgruppe enthält, schreiben wir:
subset <- df[df$bedingung == "E", ]
subset
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
subset
ist nun das Objekt, in dem der verkürzte Datensatz gespeichert wurde. Oder aber es interessieren uns nur die Erwachsenen Probanden:
subset <- df[df$alter >= 18, ]
subset
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 3 3 C W 22 7.5 7.7
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Diese Subsets sind durch die inhaltliche Merkmalsausprägung der Variablen “bedingung” und “alter” bestimmt. Natürlich können wir auch einfach einzelne Spalten oder Zeilen auswählen (s.o.):
subset <- df$alter # Subset nur der Variable "alter"
subset
## [1] 17 19 22 18 16 21
subset <- df[4:6, ] # Subset der vierten bis sechsten Zeile
subset
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
subset <- df[, c(1, 3)] # Subset der ersten und der dritten Spalte
subset
## identifikation geschlecht
## 1 1 M
## 2 2 M
## 3 3 W
## 4 4 M
## 5 5 W
## 6 6 W
subset <- df[, c("identifikation", "geschlecht", "alter")] # Subset der Variablen "identifikation", "geschlecht", und "alter"
subset
## identifikation geschlecht alter
## 1 1 M 17
## 2 2 M 19
## 3 3 W 22
## 4 4 M 18
## 5 5 W 16
## 6 6 W 21
subset()
Eine zweite gute Nachricht: Wir können uns das aufwendige Subsetten mittels eckiger Klammern vereinfachen. base-R
besitzt nämlich eine eigenständige Funktion zum Erstellen von Subsets mit der naheliegenden Bezeichnung subset()
. subset()
ermöglicht die Reduktion eines Datensatzes auf ausgewählte Zeilen mit dem Argument subset
und auf bestimmte Variablen (Spalten) mit dem Argument select
.
?subset
Wir verkürzen den Datensatz auf die Variable “alter”:
sub <- subset(df, select = alter)
sub
## alter
## 1 17
## 2 19
## 3 22
## 4 18
## 5 16
## 6 21
… auf die Variablen “identifikation”, “geschlecht” und “alter”:
sub <- subset(df, select = c(identifikation, geschlecht, alter))
sub
## identifikation geschlecht alter
## 1 1 M 17
## 2 2 M 19
## 3 3 W 22
## 4 4 M 18
## 5 5 W 16
## 6 6 W 21
… auf die Zeilen vier bis sechs:
sub <- subset(df, subset = identifikation >= 4)
sub
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
… auf die Minderjährigen:
sub <- subset(df, alter < 18) # hier wird das Argument "subset" nicht ausdrücklich genannt
sub
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8 8.3
## 5 5 C W 16 8 7.5
Das Argument select
benötigt eine Indizierung der Variablen, während das Argument subset
inhaltliche Information zu den Merkmalsausprägungen benötigt (“>= 4”, “< 18”).
Abschließend möchten wir mit den Faktoren einen wichtigen eindimensionalen Objekttyp behandeln. Das Besondere bei Faktoren ist, dass sie Labels verwenden. Mithilfe beschreibender Labels wird unsere Datenanalyse anschaulicher: Eine Variable, die die Labels “klein”, “mittel” und “groß” verwendet, ist intuitiv verständlicher als eine Variable, die anstatt dessen nur die Werte 1, 2 und 3 verwendet. Dadurch bekommen wir eine Beschreibung zu den Daten.
Faktoren erstellen wir mit der Funktion factor()
. Unser Faktor x
soll einmal den Wert “klein”, zweimal den Wert “mittel” und dreimal den Wert “groß” beinhalten. Wir nutzen c()
und zählen die Werte des Faktors auf.
x <- factor(c("klein", "mittel", "mittel", "groß", "groß", "groß"))
x
## [1] klein mittel mittel groß groß groß
## Levels: groß klein mittel
Nachdem wir uns x
haben ausgeben lassen, sehen wir im Output, dass tatsächlich “klein” einmal, “mittel” zweimal und “groß” dreimal vorkommt. Die Levels werden außerdem noch einmal ausgegeben.
Das Besondere bei Faktoren ist, dass sich hinter den Labels (“klein”, “mittel” & “groß”) numerische Werte verbergen. Sie ermöglichen mathematische Operationen, obwohl das mit den Labels an sich (die keine Zahlen sind) eigentlich nicht möglich wäre. Die zugrunde liegenden numerischen Werte können wir uns mithilfe von unclass(x)
ausgeben lassen.
unclass(x)
## [1] 2 3 3 1 1 1
## attr(,"levels")
## [1] "groß" "klein" "mittel"
x
## [1] klein mittel mittel groß groß groß
## Levels: groß klein mittel
Wenn wir den Output von unclass(x)
und x
vergleichen, stellen wir fest, dass “klein” der Wert 2, “mittel” der Wert 3 und “groß” der Wert 1 zugewiesen wurde. Das liegt daran, dass R
sich bei der Zuordnung der Werte an der alphabetischen Reihung orientiert. Demnach käme erst G, dann M und dann K, was einer inhaltlich sinnvollen Ordnung unserer Levels widerspricht. Deshalb werden wir x
nun so ordnen, dass “klein” < “mittel” < “groß” ist. Dazu verwenden wir das Argument levels =
innerhalb der Funktion factor()
und spezifizieren dort mithilfe der Funktion c()
die Levels in der richtigen Ordnung.
x <- factor(c("klein", "mittel", "mittel", "groß", "groß", "groß"),
levels = c("klein", "mittel", "groß"))
unclass(x)
## [1] 1 2 2 3 3 3
## attr(,"levels")
## [1] "klein" "mittel" "groß"
x
## [1] klein mittel mittel groß groß groß
## Levels: klein mittel groß
Jetzt entsprechen sich interne Werte und externe Labels.
Da Dataframes Variablen unterschiedlicher Klassen enthalten können, können Variablen auch als Faktoren vorliegen. Mit as.factor()
können wir Vektoren zu Faktoren umwandeln. Das gilt auch für Variablen innerhalb von Dataframes. Innerhalb des Dataframes df
ist das nur für die character-Variablen bedingung
und geschlecht
sinnvoll, da deren Inhalt als Labels interpretiert werden kann.
df$geschlecht <- as.factor(df$geschlecht)
df$geschlecht
## [1] M M W M W W
## Levels: M W
unclass(df$geschlecht)
## [1] 1 1 2 1 2 2
## attr(,"levels")
## [1] "M" "W"
df
## identifikation bedingung geschlecht alter wert_t1 wert_t2
## 1 1 E M 17 8.0 8.3
## 2 2 E M 19 6.0 6.4
## 3 3 C W 22 7.5 7.7
## 4 4 C M 18 6.8 6.3
## 5 5 C W 16 8.0 7.5
## 6 6 E W 21 6.4 6.4
Matrizen und Dataframes sind nützliche zweidimensionale Objekte in R
. Zeilen und Spalten müssen bei beiden Objekttypen jeweils gleich lang sein. Matrizen können wie Vektoren nur Elemente derselben Klasse beinhalten. In Dataframes können Variablen unterschiedlicher Klassen abgespeichert werden. Wissenschaftliche Datensätze liegen üblicherweise in Form von Dataframes vor. Wir können mehrdimensionale Objekte aus eindimensionalen Vektoren bilden, indem wir sie “zusammenbinden”. Elemente innerhalb von Matrizen und Dataframes können mit eckigen Klammern, Elemente von Dataframes mit dem Dollarzeichen sowie mit Vergleichen und logischen Operatoren ausgewählt werden. Anhand ausgewählter Objekte können Subsets mithilfe der klassischen Identifizierung oder der Funktion subset()
gebildet werden. Faktoren stellen eine weitere Klasse eindimensionaler Objekte dar. Faktoren vergeben zugrunde liegenden Werten Labels.
subset()
.subset()
verwenden.)table()
und die summary()
des Faktors ausgeben.table()
und die summary()
des Vektors ausgeben. Was hat sich im Output dieser Funktionen verändert?